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Reise durch Galizien. Eine thematische Erkundung von Orten der Vergangenheit in der Gegenwart

7. März - 31. Mai 2012, Universitätsbibliothek Wien, Foyer der Hauptbibliothek
Dr.-Karl-Lueger-Ring 1, 1010 Wien

Einleitung (PDF)

Diese Ausstellung stellt 14 Orte des ehemaligen habsburgischen Kronlands Galizien vor. Anhand dieser Städte und Dörfer werden Themen präsentiert, die mit diesen Orten verbunden sind. Häufig betreffen die in einer Vitrine aufgeworfenen Fragen jedoch ganz Galizien oder zumindest weite Teile. Die Orte stehen also nur stellvertretend für das gesamte Kronland und dienen der besseren Erläuterung an einem konkreten Beispiel.

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Die Vitrine Brody stellt die, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts wichtigste Handelsstadt des Kronlands vor. Auch in kulturgeschichtlicher Bedeutung sticht Brody hervor. Es war die jüdischste Stadt der Habsburgermonarchie und wichtiges Zentrum der Haskala. Heute ist Brody hauptsächlich als Geburtsort von Joseph Roth in Erinnerung.

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Bochnia war mit seinen reichen Salzlagerstätten einer der wenigen Orte Galiziens, die eine ökonomische Bedeutung für die Gesamtmonarchie hatten. Das war auch der Grund, warum Bochnia als vorläufiger Endpunkt für die 1836 konzessionierte Kaiser-Ferdinand-Nordbahn geplant wurde.

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Die Vitrine Borysław thematisiert die reichen Ölvorkommen, die Österreich um 1900 zum weltweit drittwichtigsten Erdölproduzenten werden ließen. Das Elend der dort beschäftigten Arbeiter fand auch im Werk des ukrainischen Schriftstellers Ivan Franko seinen Niederschlag.

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Durch Emigration und Vertreibung von polnischen, ukrainischen und jüdischen Einwohnern des Kronlands wurde Galizien in alle Welt getragen und man findet es heute genauso in Wien, New York und Jerusalem. Im Westen steht besonders die Nacherinnerung an das jüdische Galizien im Vordergrund.

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Galizien war ein ländlich geprägtes Kronland, für dessen landschaftliche Schönheit die Karpaten stehen. Die Hoverla, der höchste Berg der Ukraine, befindet sich im ehemaligen Ostgalizien. Die Region ist aber auch für die Volksgruppe der Huzulen und deren Kunsthandwerk bekannt.

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Drohobycz war als Nachbarort Borysławs ebenso Teil des Erdölbooms. In dieser Vitrine steht der hier geborene polnisch-jüdische Autor Bruno Schulz im Vordergrund, der nicht nur für seine fantastischen Romane sondern auch für seine Grafiken berühmt ist.

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Kolomea ist eng mit dem in Galizien geborenen Namensgeber des Masochismus, Leopold von Sacher-Masoch, verbunden. Berühmt wurde er mit seiner Erzählung „Don Juan von Kolomea“ – Galizien und die ruthenische Bauernbevölkerung blieben zeitlebens kultureller Rahmen und zentrales Motiv seines literarischen Werks.

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Die Vitrine Zalesie porträtiert beispielhaft das ethno-konfessionelle Zusammenleben am flachen Land. Die Alltagsbeziehungen genauso wie die Konflikte zwischen Polen, Ruthenen und Juden spiegeln sich in behördlichen Akten und in der Belletristik wieder.

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Czortków war Heimat einer bekannten chassidischen Rabbinerdynastie. Der hier geborene deutschsprachige Schriftsteller Karl Emil Franzos stand dem Chassidismus jedoch feindlich gegenüber und war Verfechter einer Assimilation ans Deutschtum. Er prägte für Galizien den abfälligen Begriff „Halbasien“.

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Krakau steht repräsentativ für Bildung und Wissenschaft. Das galizische Bildungssystem galt zwar in vielen Bereichen als defizitär, es darf aber nicht vergessen, dass die Jagiellonische Universität in Krakau, nach Prag und noch vor Wien, die zweitälteste Universität Österreich-Ungarns war.

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Lemberg war das administrative, kulturelle, religiöse und politische Zentrum Galiziens. Sie war weltweit die einzige Stadt, in der drei katholische Erzbischöfe residierten. Die Politik, vor allem auch der lähmende Nationalitätenkonflikt, hatte ihre wichtigste Bühne im Galizischen Landtag in Lemberg. Galizisch-polnische Politiker spielten jedoch auch im Wiener Reichsrat eine gewichtige Rolle.

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Przemyśl war die wichtigste militärische Festung Österreich-Ungarns. Diese Vitrine steht für den Untergang Galiziens im Ersten Weltkrieg, da hier die Ostfront mehrere Male über das Land zog. Leidtragende waren in erster Linie die Zivilbevölkerung, die nicht nur unter den Zerstörungen litt,sondern auch mit dem Vorwurf der Illoyalität konfrontiert war.

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Die Vitrine Auschwitz steht für das Ende des multikulturellen Galiziens durch den Zweiten Weltkrieg – als Symbolort der Judenvernichtung und der Unterdrückung des polnischen Volks durch die Nazis.

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Das Karpatendorf Zakopane war ein beliebtes Erholungsgebiet, in dem sich früh Ansätze eines galizischen Tourismus entwickelten. Die Vitrine steht auch für die vielen Reisenden der letzten 250 Jahre, die diese Region bereisten und ihre Eindrücke schriftlich festhielten.

Impressum

Diese Ausstellung wurde von folgenden Mitgliedern des Doktoratskollegs Das österreichische Galizien und sein multikulturelles Erbe konzipiert und gestaltet:
Börries Kuzmany (Stellwand, Brody, Lemberg, Zakopane)
Lyubomyr Borakovskyy (Czortków, Zalesie)
Elisabeth Haid (Karpaten, Przemyśl)
Nadja Weck (Bochnia)
Stephanie Weismann (Borysław, Drohobycz, Kolomea)
Marianne Windsperger (Auschwitz, Wien Filme)
Burkhard Wöller (Krakau, Quiz)

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Doktoratskolleg Galizien
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